Die Deutsche Krebsgesellschaft DKG hat im vergangenen Jahr eine neue Publikation an den Start gebracht, die als Print- wie als Onlinemedium zu haben ist: "360º Onkologie"versteht sich, so ist auf der Seite zu lesen, in erster Linie als ein Informationsangebot für Politik und Gesellschaft.
Dreimal im Jahr wird ein Schwerpunktthema aufgegriffen, das mit der onkologischen Versorgung in Deutschland und mit Neuerungen in der Krebsbehandlung zu tun hat. Die letzte Ausgabe des Infoportals widmete sich zum Beispiel der Frage, wie Behandlungsleitlinien in der Onkologie entstehen und welche Rolle sie dann im medizinschen Alltag spielen.
In Texten, Videos und Grafiken wird danach gefragt, wie das jeweilige Thema das Leben von Krebspatienten beeinflusst und welche Konsequenzen aus Sicht der DKG daraus gesundheitspolitisch zu ziehen sind. Für eine Fachgesellschaft wie die DKG, die sich insbesondere für die Qualitätssicherung onkologischer Leistungen engagiert, ist der Rundum-Blick auf die Gesellschaft und die medizinische Landschaft eine primäre Aufgabe. Aber lohnt sich auch für Patienten ein Besuch der Seite?
Die Hauptseite der DKG bietet gut aufbereitete, an wissenschaftlichen Standards orientierte Basisinformation zum Thema Krebs. Hinzu kommen Berichte von internationalen und nationalen Krebskongressen wie etwa dem jährlich stattfindenden Deutschen Krebskongress, dessen Veranstalter die DKG ist.
Gerade die Informationen zu einzelnen Krebsdiagnosen sind für Patienten und ihre Angehörigen sehr brauchbar, vergleichbar mit den Infos zu Diagnosen, die der Krebsinformationsdienst Heidelberg KID auf seinen Seiten anbietet. Sich mit Kongressinhalten zu beschäftigen, kann sich für - medizinisch bewanderte - Betroffene lohnen, wenn sie die eigene Therapieentscheidung besser einordnen und vielleicht die Sorge loswerden wollen, dass anderswo innovativer oder besser behandelt wird. Außerdem machen aktuelle Kongressbeiträge oft Mut, weil sie sich mit den neuesten Entwicklungen der Onkologie, also auch mit den Hoffnungen am Horizont befassen.
Auch Krebspatienten, die sich in Selbsthilfe- oder Patientenorganisationen (wie etwa Mammazone) engagieren, wollen auf möglichst hohem Niveau medizinisch informiert werden. Somit dürfte die DKG-Hauptseite für sie und andere informationshungrige Betroffene eine nützliche Quelle darstellen.
Zweigt man von der Hauptseite zum Infopaket "360º Onkologie" ab, gelangt man in einen Bereich für Leser, die sich von einer etwas höheren Warte aus mit dem Thema Krebs beschäftigen wollen. Das sind zum einen natürlich all diejenigen, die in der Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen tätig sind, also unter anderem Ärzte, Forscher, Pflegekräfte und Psychologen.
Zum anderen will man mit 360º die Entscheidungsträger im Gesundheitswesen erreichen und aktuelle gesellschaftliche Debatten - wie etwa die um die Finanzierbarkeit der neuen Immuntherapeutika - mitprägen. Die DKG veranstaltet solche Debatten auch selbst, etwa "Brennpunkt Onkologie", eine Berliner Veranstaltungsreihe, bei der dreimal im Jahr Krebs-Experten zusammenkommen, um Themen der Onkologie zu diskutieren, die Patienten unmittelbar betreffen. Letzten Herbst ging es dabei zum Beispiel um die Zweitmeinungs-verfahren, mittlerweile ein für viele Betroffene sehr relevantes Thema. Berichte dieser öffentlichen gesundheitspolitischen Diskussionen finden sich ebenfalls auf den Seiten von 360º.
Letztlich wird jemand, der akut erkrankt ist, sich nicht im Detail darüber informieren wollen, wie eine Behandlungsleitlinie zustande kommt. Er wird sich wünschen, dass die bestehende in seinem Fall den richtigen Weg vorgibt, und dass seine Ärzte die Leitlinie umsetzen. Auch werden sich die meisten Patienten nicht besonders mit gesundheitspolitischen Problemen aufhalten wollen, solange sie sich von Chemo zu Chemo hangeln.
Die 360º-Hefte sind also in erster Linie von denjenigen zu lesen, die eine leistungsfähige und gerechte onkologischen Versorgungslandschaft mitgestalten wollen. Ihnen hilft die DKG- Publikation, sich ökonomisch und aktuell zu informieren.